von Yannick Haller | Nov. 18, 2024 | Leben mit Hund
Burn-out-..auch beim Hund
Unsere Hunde leben mit uns. Sie leben mit uns in einer immer hektischer werdenden Welt. In einer Welt wo man auf der Suche nach Anerkennug ist. Die einen finden diese über möglichst viele likes, die anderen darüber, was ihr Hund denn so alles kann und macht. So ist das Beschäftigungsprogramm der Hunde häufig eine 24h Stunden rund-um Action Versorgung.
Der Mensch bestimmt, der Hund macht. Aber ob es ihm überhaupt Spaß macht, da wird er nicht gefragt.
Nun ist das burn-out-Syndrom also auch bei unseren Hunden angekommen. Wenn wunderst?
Von was sprechen wir? Nun, das sogenannte burn-out Syndrom ist beim Menschen als Krankheit anerkannt. Betroffene fühlen sich psychisch wie physisch chronisch erschöpft. Sie verlieren an Einfühlungsvermögen und Leistungsfähigkeit. Häufig fehlt es an Energie und an Motivation überhaupt etwas zu unternehmen.
Und beim Hund? Leider ja bzw zumindest so ähnlich.
Hunde sind Lebewesen, keine Roboter. Sie können im Training aus verschiedenen Gründen in den burn out geraten:
– durch die Verwendung von aversiven Trainingsmethoden. Solche Hunde geraten regelrecht in eine Angstspirale, eine falsche Bewegung oder Entscheidung zu treffen. Sie befinden sich im Dauerstress. Ihre Motivation zu trainieren ist eigentlich nicht mehr vorhanden.
– Hunde können durch Trainingsfehler gelangweilt oder sehr schnell frustriert werden. Oft dann, wenn der Mensch seinem Hund nicht vermitteln kann was er von ihm möchte. Oder sie können eine Übung eigentlich nicht machen zB aus gesundheitlichen Gründen, werden aber mehr oder weniger dazu gezwungen bzw mit Hilfe von Leckerlis dazu ‚verführt‘. Früher oder später führt dies zur Erschöpfung.
– zu viel an Beschäftigung oder ein zu viel an Wiederholungen oder eine gleichbleibendes Training ohne Abwechslung, all das kann dazu führen, dass der Hund in chronischem Stress gerät
– mangelnder Schlaf und nicht ausreichende Ruhe.
Häufig findet der Hund keine Zeit mehr zur Ruhe zu kommen um das Geschehene zu verarbeiten. Hat er auch noch ein Angstproblem, verschlimmert sich das Ganze. Er wird überansprucht, ist chronisch übermüdet und/oder überdreht.
Wie aber erkennt man ob sein Hund im Burn-Out ist?
Bisher nimmt man an, dass das Krankheitsbild beim Hund ähnlich wie beim Menschen verläuft.
Zu Beginn der Krankheit sendet der Körper sogenannte Warnsignale wie Erschöpfungsphasen, verlangsamte Aktivität des Körpers, verminderte Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen, andauernde Müdigkeit, innere Unruhe und Nervosität aus. Die Leistungskurve des Hundes sinkt plötzlich und vor allem auffällig schnell.
Wie beim Menschen sind die Anzeichen für Burn-out vielseitig und unterschiedlich. Die Symptome des Ausbrennens zeigen sich über emotionale, verhaltensbezogene und körperliche Perspektiven wie Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Gelenkschmerzen, Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Hautprobleme, Blasenprobleme und Nahrungsmittelunverträglichkeit
Die Steigerung und anhaltende Dauer dieser Symptome verursachen letztlich den Höhepunkt, den sogenannten Burn-out.
Weitere Anzeichen können sein:
– Desinteresse am Training
– sehr schnelles Abgelenktsein beim Üben
– ständiges und exzessives Lecken, dass in vielen Fällen zu Wunden am ganzen Körper führt
– Appetitverlust oder übersteigerter Appetit
– Dauerschlaf
– keine Lust auf Spaziergänge
– keine Lust auf Spiel
– aggressive Reaktion auf Artgenossen
Hinzu kommt eventuell noch der Mensch als weiterer stressauslösender Faktor. Zum einen natürlich durch die Stimmungsübertragung, wenn der Mensch selber gestresst ist.
Häufig erwartet der Mensch von seinem Hund eine bestimmte Leistung. Eine Leistung die sich am besten noch bei jeder Trainingseinheit steigern soll. Kann der Hund diese nicht zeigen, baut der Mensch noch mehr Druck im Training auf, wodurch aber der Stresslevel des Hundes nur noch ansteigt. Schnell gerät man so in eine Stress-Druck-Spirale. Hier sollte sich der Mensch hinterfragen, wieso er bei seinem Hund diesen übermäßigen Leistungsdruck und/oder ein immer Mehr fordert.
Gibt es Hunde die besonders von Burn-Out betroffen sein können? Ja. Vor allem Hunde aus Leistungs- und Arbeitslinien. Hier gibt es leider noch immer die Ansicht, dass diese Hunde eine extreme Auslastung brauchen. Und dann natürlich noch Hunde aus dem Tierschutz die sich auf einmal mit tausend verschiedenen Reizen auseinandersetzen müssen.
Zeigt der Hund bereits Anzeichen von chronischem Stress, sollte man sich mit den möglichen Ursachen für seine Verhaltensstörungen auseinandersetzen, um herauszufinden, wie er besser mit seiner Umwelt klarkommen kann. Man sollte seine eigenen Ansprüche und Erwartungen an den Hund hinterfragen.
Man sollte für seinem Hund hündische Tage fest einbauen. Dies sind Tag an denen er nichts machen muss. Wenn er beim Gassi 20 Minuten an einem Grashalm schnuppert, dann lässt man ihn. Wenn er mal nicht Gassi gehen möchte ebenfalls. Man kann dem Hund mehr Entscheidungsfreiheit einräumen. Man kann auch wunderbar gemeinsam ein gechilltes Gassi machen. Wie so etwas geht zeige ich Euch gerne bei meinem Entspannungsspaziergängen.
Gestaltet euer Training abwechslungsreich, immer so, dass euer Hund ein Erfolgserlebnis hat. Trainiert besser in kürzeren Einheiten. Und respektiert es, wenn euer Hund keine Lust auf Übungen hat.
Einen Hund erst wieder aus einem burn out zu holen ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit. Deshalb sorgt lieber vor.
von Yannick Haller | Okt. 15, 2024 | Allgemein, Leben mit Hund
..im Alltag sind vor allem für ängstliche und unsichere Hunde wichtig. Aber auch für Hunde die gerade als neues Familienmitglied Einzug gehalten haben.
Rituale unterstützen den Hund und den Menschen im Alltag und bei besonderen Ereignissen. Rituale sind wichtig für unser tägliches Leben.
Rituale und Routinen sind kommunikative Handlungen zwischen Mensch und Hund die durch Wiederholung entstehen. Sie unterstützen die Hunde beim Verstehen von Veränderungen. Sie folgen in ihrem Ablauf einer bestimmten Struktur.
Routinen sind dabei automatisierte Handlungen, die keine große Denkleistung erfordern. Wir denken nicht darüber nach, sie sind quasi fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Sie kehren immer wieder.
Rituale finden oft in Angrenzung zur Gewohnheit oder zur Alltagsroutine statt und beinhalten ein für das Individuum sinnhaftes Handeln. Es sind bewusste Entscheidungen für wiederkehrende Handlungsabläufe die Hund und Mensch gut tun. Sie verfolgen immer einen bestimmten Zweck.
Sinnvoll sind Routinen und Rituale dort wo sich eine wiederholende Struktur im Zusammenleben mit dem Hund findet:
– Handlungen werden Hinweise auf das Folgende
– wiederkehrende Strukturen machen den Alltag übersichtlicher
– das Verhalten des Menschen wird durch sich wiederkehrende Abläufe für den Hund vorhersehbar
– Rituale und Routinen geben Sicherheit
Rituale brauchen Zeit sich zu etablieren. Sie sollten immer wieder hinterfragt werden, ob sie ihren Zweck noch erfüllen. Vorsicht: das Aussetzen eines festen Rituals kann jedoch dem Hund Erwartungssicherheit nehmen und zu Frustration und Unsicherheit führen.
Hier nun ein paar Beispiele für Rituale und Routinen:
– Gassi oder nicht. Ziehen wir uns eine bestimmte Kleidung an, weiß unser Hund ob er nun alleine zu Hause bleiben muss oder ob es auf einen gemeinsamen Spaziergang geht. Das ganze ist meist noch gepaart mit einer bestimmten Uhrzeit. Dies ist eine Routine. Aus dieser Routine kann man jedoch schnell ein Ritual machen.
So ist unser Hund oftmals aufgeregt wenn er weiß, es geht zum Gassi, zur Hundeschule etc. Um ihn etwas von dieser Aufregung zu nehmen kann man zum Beispiel rund um die Haustüre das Sitzen verstärken indem der Hund jedesmal wenn er sitzt eine Leckerchen bekommt.
Oder es gibt ein paar isometrische Übungen bevor es losgeht. Oder ein kleines Suchspiel.
– Einschlafen. Ruhe ist angesagt wenn wir schlafen gehen möchten. Auch für den Hund. Routine wäre hier: Licht aus und ein allgemeines gute Nacht. Als Ritual kann man hier eine Runde Kuscheln einbauen. Leicht lässt sich auch ein Schlafduft konditionieren.
– Training und Freizeit. Vor allem für sehr aktive Hunde ist es schwierig wieder aus dem Trainingsmodus zu kommen.
Um für den Hund Training vom normalen Leben unterscheidbar zu machen, kann man jede Trainingseinheit mit einem bestimmten Wort beginnen. Ebenso beendet man die Übungeseinheit mit einem bestimmten Wort vielleicht gepaart mit einer Runde Leckerchensuche. Einen andere Möglichkeit ist, dass man das Training immer mit der gleichen Übung starten und beenden
– Beim Gassi. Der Hund hat an Stelle x seines Gassiweges Wild gesichtet. Jedes Mal wenn er nun an diese Stelle kommt, steigt seine Aufregung. An solchen Orten die viel mit Aufregung zu tun haben, kann man den Hund immer die gleiche Übung machen lassen. Am besten wählt man hierzu eine Übung die er gerne ausführt und auch gut kann. Entspannungsübunge eignen sich ebenso. So wird der Ort immer weniger mit Aufregung, dafür immer mehr mit einer bestimmten Übung und/oder Entspannung verbunden.
Gut etablierte Routinen ermöglichen so. dass Mensch und Hund im Flow durch den Tag gehen ohne immer wieder neue Entscheidungen zu treffen.
Sie geben unseren Hunden Fixpunkte und schaffen Sicherheit. So ist es gerade für Hunde die unsicher oder ängstlich sind, im Alltag sehr hilfreich, auf einfache kleine Rituale zurückgreifen zu können. Vorzugsweise auf solche, die mit positiven Gefühlen gekoppelt sind. Also Rituale, die sehr oft und unter erfreulichen Bedingungen stattgefunden haben.
Routinen gewinnen immer mehr an Bedeutung, je öfters diese wiederholt werden, während Rituale wie ein gutes Buch sind: man holt sich einfach das, was man je nach Stimmung und Lebenslage braucht, aus einer Vielzahl an verschiedenen Büchern hervor.
Wertschätze deine Rituale und Routinen, respektieren sie, aber ändern sie auch , wenn sie dir nicht mehr dabei helfen, dein Ziel zu erreichen.
von Yannick Haller | Juli 15, 2024 | Hunde Info, Leben mit Hund
Du hast dich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden? Du hast das Foto gesehen und warst schockverliebt. Dieser und kein anderer soll es sein.
Und nebenbei tust du noch etwas Gutes und rettest eine arme Hundeseele. Sicher wird dein neuer Gefährte dankbar dafür sein. Sicher?
Du solltest von dem Hund keine Dankbarkeit erwarten. Hunde sind Opportunisten, müssen sie sein. Sie passen sich der jeweiligen Umgebung an um zu überleben. Aber klar, ihr könnt best buddies werden.
Natürlich ist es eine gute Entscheidung einem Hund aus dem Tierschutz ein neues zu Hause zu geben. Jedoch solltest du dir deiner Erwartungshaltung
dem Hund gegenüber bewusst sein. Allzu oft kollidiert diese dann mit der Wirklichkeit. Vor allem Hunde aus dem Auslandstierschutz stellen ihre neuen Halter vor großen Herausforderungen.
Jedoch solltest du deine Entscheidung nicht aus Mitleid dem Lebewesen gegenüber treffen. Du solltest den Hund relativ erwartungsfrei betrachten. Niemand, auch nicht die Leute aus dem Tierschutz, können Dir wirklich sagen, wie sich der Hund in seiner neuen Umgebung verhalten wird. Denn ein maßgeblicher Faktor für seine Entwicklung wirst du sein.
Niemand kann dir sagen, wie sein Wesen wirklich ist. Die Leute aus dem Tierschutz kommen selber oft nur schwer bis unmöglich an verlässliche Informationen über sein früheres Leben.
Sie haben Momentaufnahmen seines Verhaltens im Tierheim. Diese dort gezeigte Verhalten kann dann bei dir ein vollkommen anderes sein. Positiv als auch negativ.
Du solltest, noch bevor der Hund bei dir eingezogen ist, wissen wo du dir Rat und Hilfe holen kannst. Nicht in jeder Hundeschule sind Tierschutzhunde wirklich willkommen. Dasselbe gilt leider auch für einige Tierärzte. Nicht jeder kennt sich mit einem second hand Hund aus.
Du solltest dir bewusst machen wie du mit möglichen Problemen, umgehen kannst und willst. Ebenso damit, wenn der Hund keine Nähe und schon gar keinen Körperkontakt möchte.
Du solltest die Bereitschaft haben das hündische Ausdrucksverhalten von Anfang am lesen zu lernen. Nur so lernst du deinen neuen Hund wirklich kennen. Kannst dich auf ihn einlassen.
Du hast dir all das und noch viel mehr überlegt? Eine bewusste Entscheidung getroffen? Super. Dann steht eurem gemeinsamen Weg nichts mehr im Weg.
Schenke deinem neuen Gefährten die Geduld die es braucht. Gebe ihm Fürsorge, Ruhe, Zuwendung und Sicherheit. Achte auf seine Körpersprache, er wird
dir sagen, was gut für ihn ist und was nicht.
Lasse ihn seine eigene Handlungsfähigkeit erleben, seine individuellen Fähigkeiten entwickeln. Aber vermenschliche den Hund nicht. Zeige ihm auch von Anfang an seine Grenzen, behutsam aber bestimmt. Er muss erst lernen wie er sich verhalten soll. Was erlaubt ist und was nicht.
Ich hatte bie jetzt immer Hunde aus dem Tierschutz. Es war und ist anstrengend. Aber ich habe es nie bereut. Ich freue mich an der Entwicklung, an dem Überraschungspaket, an den neuen Herausforderungen. Und sie können so viel zurückgeben.
von nouviweb | Feb. 6, 2024 | Leben mit Hund
Strebst Du auch eine super Bindung zu Deinem Hund an? Verstehen ohne Worte? Dann bist Du nicht alleine. Eine gute Bindung zu seinem Hund ist wohl das Ziel von fast allen Hundehaltern. Zeigt es doch, dass man das Zusammenleben mit seinem Hund für Mensch und Hund richtig gestaltet. Oder doch nicht? Welcher Hundehalter wünscht sich nicht eine gute Bindung zu seinem Hund.
Was aber bedeutet Bindung genau? Die Bindungstheorie kennt mehrere unterschiedliche Bindungsformen. Es gibt also nicht die EINE Bindung.
Was wir uns als Hundehalter wünschen ist – hoffentlich – die sichere Bindung. Diese kann dann entstehen wenn der Hundehalter verlässlich feinfühlig mit seinem Hund interagiert. Dessen Ausdrucksverhalten richtig deuten kann und auch angemessen darauf reagiert. Verlässliche menschliche Bindungspartner erfüllen, soweit möglich, die Bedürfnisse ihrer Hunde.
Sie bieten einem ängstlichen Hund Schutz und Sicherheit. Sie gewähren ihrem Hund Nähe wenn dieser sie sucht. Sie lassen ihren Hund auch einfach mal Hund sein. Auch gemeinsame Aktivitäten die Freude machen und mit positiven Emotionen verknüpft sind, stärken die sichere Bindung.
Es gibt jedoch auch die andere Bindung, sozusagen the dark side. Diese, die unsichere-ambivalente Bindung, entsteht wenn sich der Mensch für seinen Hund unberechenbar verhält.
Mal reagiert er auf die Annäherung seines Hundes freundlich, mal bedrohlich. Mal darf der Hund auf das Sofa, mal wird er unsanft daran gehindert. Mal darf der Hund als erstes durch die Türe, mal wird er grob nach hinten weggedrängt. Mal wird der Hund freundlich gerufen, mal im herrischen Befehlston angeschrien.
Hunde die in einer solchen unsichere-ambivalente Bindung leben, sind ständig damit beschäftigt die Stimmung und Absichten ihres Menschen zu erspüren, damit sie ja richtig reagieren können. Sie kleben ihrem Mensch am Fuß und lassen diesen nicht aus dem Auge.
Sie zeigen kaum Neugier- und Explorationsverhalten. Dafür haben sie ein Stressniveau das dauerhaft über dem Durchschnitt liegt.
Die angeblich freudige Reaktion die sie zeigen, wenn sich ihr Mensch ihnen gegenüber mal freundlich verhält ist in Wirklichkeit Erleichterung. Solcher Hund hat kaum Gelegenheit hündisches Normalverhalten zu zeigen und das dauerhaft erhöhte Stressniveau begünstigt Erkrankungen.
Es ist an Dir die Bindung zu Deinem Hund zu gestalten. Ich hoffe, Du entscheidest Dich für die freundliche Seite. Dein Hund hat es verdient.