Ein Hund aus dem Tierheim

Ein Hund aus dem Tierheim

Gastbeitrag von Petra Thoma

„Mein Nachbar hat einen Freund, dessen Bruder jemanden kennt, der einen Hund aus demTierheim geholt hat. Aber – oh je, das ist gar nicht so einfach, der hat ganz schon Probleme mit dem Tier. Na, was will man machen, Tierheimhunde sind halt alle gestört…..“

Das Gerücht, Hunde aus dem Tierheim waren allesamt problembehaftet und schwierig, halt sich genauso hartnackig wie viel anderer Unsinn im Umgang mit dem Hund. Hier sei gleich eingangs ganz deutlich gemacht: „Tierheimhunde sind nicht alle pauschal gestört“.
Ich hörte immer wieder von Kunden, die ihren Hund von einem Zuchter hatten: „Wir hatten unsauch überlegt, einen Hund aus dem Tierheim zu holen, aber wir haben es uns nicht zugetraut….“ Vor allem Ersthundehalter haben Angst einen Hund aus dem Tierheim nach Hause zu holen, weil sich eben dieses Gerücht: „Die haben ja alle einen Knacks“ immer noch in vielen Köpfen halt. Es ist in dieser Beziehung wie im richtigen Leben: Das Negative bleibt haften, das Positive geht unter. Dabei ist das Zusammenleben mit den Fellnasen aus dem Tierschutz nicht zwangslaufig komplizierter und setzt nicht zwingend mehr Konsequenzen und Arbeit voraus wie bei einem Welpen, der aus einer guten Zucht stammt. Auch ein Vierbeiner aus einer sogenannten seriösen Zucht kann Probleme – sei es im Verhalten oder gesundheitlich – entwickeln.

Das, was der Tierschutz- oder Tierheimhund je nach seiner Vorgeschichte mit Sicherheit mehr braucht, als ein Welpe, der wirklich gut behütet bei einem guten Züchter die ersten Lebenswochen verbracht hat, ist mehr Zeit, Geduld und Verständnis.
Naturlich haben genug Vierbeiner, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten, ein „Feind-Thema“. Eine Vorgeschichte, die sie zu dem gemacht hat, was sie in diesem Moment sind. Aber ob das Vorleben der Vierbeiner nun bekannt ist oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Der Mensch sollte ihn dort abholen, wo er steht und sich auf ihn und seine momentanen Bedürfnisse einlassen. Das heißt aber weder, ihn übermäßig zu verhätscheln nach dem Motto:„Du armes Tier, hast schlechte Erfahrung gemacht. Jetzt sollst du es gut haben….“ , noch, ihn mit übermäßigem Eifer erziehen zu wollen nach der Devise: „Nur nichts falsch machen, sonst kommt es zu Problemen…“ Und schon gar nicht, ihm mit Härte und Intoleranz zu begegnen, damit „er von vorn herein weiß, wer Chef ist“.

Zwischen all diesen Extremen sollte der goldene Mittelweg gefunden werden. Wie bei einem„normalen“ Hund auch.

Ich hatte viele Hunde aus dem Tierschutz – mit und ohne „Thema“ – in meiner Hundeschule oder in der Physiopraxis. Und als Mantrail-Coach durfte ich vielen – vor allem ängstlichen – Fellnasen helfen, ihre Ängste und Unsicherheiten abzubauen und sich zu sicheren Hunden zu entwickeln. Eine schöne Aufgabe, die ich sehr gerne wahrgenommen habe…
Ich selbst habe alle meine Hunde – sowohl vor, wie auch während meiner Zeit als Hundetrainerin – aus dem Tierheim geholt und habe nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Ich freue mich immer noch über jeden Hundefreund, der einem Vierbeiner aus dem Tierheim eine Chance gibt, zu zeigen, dass das Gerücht vom „gestorten Hund“ eben nur ein Gerücht ist.

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