von Yannick Haller | Apr. 17, 2025 | Hunde Info, Leben mit Hund

Fast jeder Hundehalter möchte eine gute Bindung zu seinem Hund. Zeigt es doch, wie gut man seinen Hund erzogen hat, wie toll man ist, welch Hundekenner….Dein Hund läuft in allen Situationen akurat bei Fuß, er ist jederzeit abrufbar. Schön. Du hast ihn gut erzogen. Bloß: leider hat dies alles nichts mit Bindung zu tun!
Erziehung ist nicht Bindung!
Ein vermeintlich perfekt erzogener Hund kann zu seinem Halter überhaupt keine Bindung haben, während ein Hund der nicht so gut hört eine super tolle Bindung zu seinem Menschen haben kann. Ein 08/15 Hundetraining ist leider nicht bindungsfördernd.
Ich persönlich will keinen perfekten Hund (den gibt es eh nicht), keinen Hund der tausend Signale kann, das Fuß laufen ist mir egal. Aber mein Hund soll gerne zu mir kommen wenn er Angst hat, wenn er sich unsicher fühlt. Es soll ihm Spaß machen, gemeinsam zu üben und die Welt zu erkunden.
Es kommt nicht darauf an, was du mit dem Hund machst, sondern wie du es machst. Nämlich mit intrinsischer Motivation und mit Freude, bei deinem Hund und bei dir. Voraussetzung dafür ist, dass du deinen Hund lesen kannst, dass du seine Gefühle und Bedürfnisse wahrnimmst und richtig interpretierst.
Damit dein Hund überhaupt eine Bindung aufbauen kann muss er bis zur 12ten Lebenswoche Kontakt zu Menschen gehabt haben. Hatte er dies nicht, fehlt ihm die Sozialisation auf Menschen und eine Bindung zum Zweibeiner ist kaum noch möglich. Dies trifft auch auf Zwingerzüchtungen zu.
Dein Hund sollte mit der Zeit auch Nähe zu lassen. Dazu muss er nicht ständig Körperkontakt halten, für viele Hunde reicht es bereits wenn sie mit im selben Raum wie ihre Bezugsperson sind. Dein Hund muss spüren, dass er bei dir sicher ist.
Bindung beutet nicht sitz-platz-fuss, sondern:
– Seinem Hund Sicherheit geben. Also für ihn verfügbar sein, auch wenn er sich gerade unmöglich aufführt. Es heißt auch aktiv einzugreifen wenn er sich zB von einem andern Hund überrollt oder von anderen Menschen bedrängt wird.
– Seinem Hund die Welt erkunden lassen und dabei unterstützend anwesend sein. Wenn dein Hund unterwegs ständig an dir klebt weil du ihm das so beigebracht hast, dann hat das mit Bindung nichts zu tun. Auch nicht wenn er immer hinter dir laufen muss. Vielleicht ist das gut für dein Ego, dein Aussenbild. Bindung ist es dann, wenn du nicht immer alles kontrollierst was dein Hund macht. Wenn er sich im Freilauf auch mal von dir entfernt weil er etwas Spannendes erkunden möchte. Wenn er Lust hat jeden Grashalm schnuppernd zu erkunden.
Und: nein, das hat mit Laissez-faire nichts zu tun. Denn du gibst deinem Hund einen sicheren Rahmen in dem er sich bewegen kann.
– Du bist für deinen Hund ein zuverlässiger Partner und in deinem Handeln für ihn vorhersehbar. Das bedeutet Konsistenz in deinen Aktionen deinem Hund gegenüber. Natürlich hast auch du mal einen schlechten Tag, bist genervt und reagierst über. Das ist vollkommen normal. Wenn es nicht zur Normalität wird. Ein Fehler definiert nicht die gesamte Beziehung. Du solltest nicht die Ursache für Angst und Unsicherheit deines Hundes sein. Denn sei dir bewusst, dass deine Stimmung die Kommunikation und Interaktion mit deinem Hund bestimmt. Dies wiederum beeinflusst die Stimmung und letztendlich das Verhalten deines Hundes.
– Du gibst deinem Hund eine richtungsweisende, positive Führung. Du begleitest ihn bedürfnisorientiert. Gehe mit ihm achtsam um, halte beim Gassi Kontakt. Kontakt bedeutet nicht einfach nur die Leine zu halten und nebenbei das Smartphone zu checken. Kontakt bedeutet mit ihm zu interagieren, schauen welche Bedürfnisse er gerade hat. Kommuniziere klar und bestätige Erwünschtes. Lenke Unerwünschtes um zB wenn den Hund einen Hasen jagen möchte, dann biete ihm ein Alternativverhalten das zu seiner Motivation passt.
– Sorge für ausreichend Ruhe (16 bis 20 Stunden pro Tag, jedoch gibt es auch Hunde die mit weniger auskommen). Dein Hund braucht dies um all die Reize zu verarbeiten. Gönne deinem Hund nach einem anstrengendem Tag einen Ruhetag. Denke daran, dass mangelnde Ruhe meist zu Verhaltensproblemen führt.
Er braucht einen Rückzugsort wo er für sich ist. Wo nie etwas Schlimmes passiert. Jedoch auch keine Zwangsbeglückung. Wenn er an seinem Ruheort ist, wird er auch in Ruhe gelassen.
– Biete deinem Hund kontrollierten Kontakt zu Artgenossen. Dabei reichen 2 bis 3 Hundekumpels mit denen er sich versteht. Achtung: jedoch nur wenn er dies auch möchte. Hat er keinen Bock auf Artgenossen zwinge ihn nicht zu Begegnungen.
– Trainiere ohne Gewalt und ohne ambivalente Signale. Auch Abbruchsignale lassen sich positiv aufbauen. Sei geduldig, erzwinge nichts. Falls dein Hund keine Lust auf Training hat oder es ihm zu viel wird, darf er weggehen. Dann wird auch nicht weiter geübt. Hat dein Hund mal keine Lust auf sein Gassi, dann bleibt ihr zu Hause oder geht nur kurz nach draussen damit er seine Geschäfte erledigen kann.
Willst du also eine stabile Bindung zu deinem Hund, so sollte dein primäres Ziel kein perfekt gehorchender Hund sein sondern einer der gerne mit dir zusammen arbeitet und Spaß dabei hat. Oft ist der Weg das Ziel. Biete einen sicheren Rahmen, sei der Fels in der Brandung für deinen Hund, sei feinfühlig, lerne ihn zu lesen. Dein Fokus sollte darauf liegen, was dein Hund schon alles kann und nicht auf seinen, vermeintlichen, Defiziten. Achte auf die Individualität deines Hundes und lasse dich nicht von angeblich super erzogenen Hunden und deren Haltern beeindrucken. Und vergiss all die Ratschläge von ‚er muss das und jenes können‘. Das erzeugt bei dir selbst unnötigen Druck und steht einer sicheren Bindung im Weg.
Bindung ist bedürfnisgerechte Fürsorge.
von Yannick Haller | Jan. 15, 2025 | Allgemein, Hunde Info

Noch immer ist der Handel mit Welpen attraktiv. Vor allem der illegale Handel. Siehe auch den Artikel von 4 Pfoten. Aber leider ist auch nicht jeder Züchter, selbst wenn er einem Verband angehört, seriös was die Aufzuchtsbedingungen der Welpen angeht. Letzteres ist nicht immer leicht zu erkennnen, vor allem nicht für Ersthundebesitzer.
Illegaler Welpenhandel findet sehr häufig über Online-Kleinanzeigenportale statt. Auch hier ist es nicht immer leicht seriöse von unseriösen Angeboten zu unterschedien.
Prüfe daher die Angaben in den Verkaufsanzeigen kritisch und bestehe auf jeden Fall auf einem Vor-Ort-Besuch bei der Züchterin oder dem Züchter. Alarmzeichen für
unseriöse Angebote sind unter anderem:
- Die Welpen werden in den Anzeigen nur schlecht oder unzureichend beschrieben.
- Die Anbieter treten unter Verwendung eines Pseudonyms auf.
- Ein- und derselbe Anbieter hat verschiedene Rassen im Angebot.
- Die Anbieter bieten eine Lieferung nach Hause an.
- Ebenfalls sollte man skeptisch werden, wenn in der Anzeige Fotos von der Mutterhündin fehlen.
Worauf Du beim Welpenkauf achten solltest:
a) Vor Ort kaufen
Kaufe nur vor Ort bei der Züchterin oder dem Züchter. Lasse Dich nicht auf eine Lieferung nach Hause oder an einen Treffpunkt ein! Selbst wenn der Züchter behauptet er sei eh gerade auf den Weg zu einer Hundeausstellung die bei Dir in der Nähe ist.
b) Mutterhündin anwesend
Bestehe darauf, das Muttertier sehen zu dürfen. Wird dir der Kontakt zur Mutterhündin verweigert, ist das ein klares Warnsignal. Die Hündin sollte einen gesunden und gepflegten Eindruck machen. Selbstverständlich ist ein Haufen quirliger Welpen anstrengend und die Mama darf ein bisschen erschöpft sein. Wenn sie aber ausgezehrt und entkräftet auf dich wirkt, solltest du skeptisch werden.
c) Sauberer Wurfbereich
Mache dir sich ein Bild davon, wo und wie die Welpen aufwachsen. Der Ort sollte sauber und hundegeeignet sein – also die Welpen zum Spielen anregen.
Ein Zwinger ist kein Ort um einen Welpen großzuziehen der später ein Familienhund werden soll.
Um eine optimale Sozialisierung zu gewährleisten sollten die Welpen im Haus unter Menschen aufwachsen und Familienanschluss haben.
d) Korrektes Alter
Die deutsche Tierschutz-Hundeverordnung schreibt vor: Ein Hund darf frühestens nach acht Wochen von seiner Mutter und den Geschwistern getrennt werden.
Für Welpen aus dem EU-Ausland gilt nach dem Tiergesundheitsrecht sogar ein Mindestalter von 15 Wochen.
e) Guter gesundheitlicher Zustand
Erkundige dich nach dem Gesundheitszustand und verlange Impfnachweise. Welpen sollten nach acht Wochen unbedingt gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose geimpft sein. Tollwutimpfung ist Pflicht bei Welpen aus dem Ausland, in Deutschland ist diese erst im Alter von zwölf Wochen möglich.
Die Kleinen sollten genügend hochwertiges Welpenfutter bekommen und die Welpenstube sowie die Welpen selbst stets sauber und gepflegt sein. Welpen sind in der Regel sehr neugierig, bewegungsfreudig und aufgeschlossen. Zeigen sie Menschen gegenüber Meideverhalten, sind sie apathisch, haben aufgeblähte Bäuche oder gar Parasiten, sollte man Abstand von dem Züchter nehmen.
Glänzt das Fell? Sind die Augen klar und nicht verkrustet?
f) Begleitpapiere vorhanden
Importierte Welpen benötigen immer einen EU- Heimtierausweis des Ursprungslandes und ein amtliches Gesundheitszeugnis und müssen mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein. Für Welpen aus deutscher Zucht sind der EU-Heimtierausweis und der Chip nicht verpflichtend.
g) Würfe
Die Betreuung der Welpen eines Wurfes erfordert viel Zeit und Energie. Bei mehr als drei Würfen im Jahr oder mehr als drei fortpflanzungsfähigen Hündinnen gilt die Zucht als gewerbsmäßig und erfordert die Erlaubnis der Veterinärbehörde.
Wenn der Züchter mehrere Rassen im Angebot hat, sollten ebenfalls die Alarmlampen angehen.
Ein*e Hobbyzüchter*in darf nur ein bis zwei fortpflanzungsfähige Hündinnen einer Rasse halten und ein bis maximal zwei Würfe pro Jahr erwarten. Damit unterliegen sie nicht den gesetzlichen Anforderungen gewerbsmäßiger Hundezüchter*innen.
h) Abschluss mit Kaufvertrag
Bestehe auf einem Kaufvertrag. Darin sollten die Züchterin oder der Züchter namentlich benannt werden. Zudem sollten die Rechte und Pflichten beider Parteien klar festlegt werden. Lasse dir im Zweifel ein Ausweisdokument zeigen. Ein seriöser Züchter bietet auch an, im Falle des Falles, den vermittelten Welpen wieder zurückzunehmen.
i) Fragen erwünscht
Die Züchterin oder der Züchter will wissen, wie und wo du lebst? Das ist ein gutes Zeichen! Wenn du hingegen den Eindruck gewinnst, dass es nur um einen schnellen, möglichst gewinnbringenden Verkauf geht, vergiß die ganze Sachen..
j) Sozialisation bereits beim Züchter
Die Weichen für ein gesundes, entspanntes Hundeleben werden in den ersten Lebenswochen der Welpen gestellt. Also noch in der Verantwortung beim Züchter, der Züchterin.
Bis zur Abgabe der Welpen sollten diese mit vielen optischen und akustischen Reizen konfrontiert worden sein, um sicher in ihr neues Leben starten zu können. Bei Fragen, sollten ZüchterInnen die Welpeninteressenten ausreichend informieren können, wie die Hunde sozialisiert werden. Einen Hund im 8ten Stock eines Wohnhauses großziehen gehört, selbst bei Mini-Rassen, nicht dazu.
k) Der Preis
Dieser sollte weder spottbillig sein, noch überdurchschnittlich teuer
Wenn dir dein neuer Lebensgefährte am Herzen liegt, dann prüfe den Anbieter/Züchter sehr genau. Falls diese seriös sind, liegt ihnen das Wohlergegehen ihrer Schützlinge am Herzen und sie sollten jede Frage von euch gerne beantworten. Im Zweifel sucht lieber weiter, auch wenn der Welpe noch so süß aussieht und angeblich nur auf euch gewartet hat.
von Yannick Haller | Nov. 18, 2024 | Leben mit Hund
Burn-out-..auch beim Hund
Unsere Hunde leben mit uns. Sie leben mit uns in einer immer hektischer werdenden Welt. In einer Welt wo man auf der Suche nach Anerkennug ist. Die einen finden diese über möglichst viele likes, die anderen darüber, was ihr Hund denn so alles kann und macht. So ist das Beschäftigungsprogramm der Hunde häufig eine 24h Stunden rund-um Action Versorgung.
Der Mensch bestimmt, der Hund macht. Aber ob es ihm überhaupt Spaß macht, da wird er nicht gefragt.
Nun ist das burn-out-Syndrom also auch bei unseren Hunden angekommen. Wenn wunderst?
Von was sprechen wir? Nun, das sogenannte burn-out Syndrom ist beim Menschen als Krankheit anerkannt. Betroffene fühlen sich psychisch wie physisch chronisch erschöpft. Sie verlieren an Einfühlungsvermögen und Leistungsfähigkeit. Häufig fehlt es an Energie und an Motivation überhaupt etwas zu unternehmen.
Und beim Hund? Leider ja bzw zumindest so ähnlich.
Hunde sind Lebewesen, keine Roboter. Sie können im Training aus verschiedenen Gründen in den burn out geraten:
– durch die Verwendung von aversiven Trainingsmethoden. Solche Hunde geraten regelrecht in eine Angstspirale, eine falsche Bewegung oder Entscheidung zu treffen. Sie befinden sich im Dauerstress. Ihre Motivation zu trainieren ist eigentlich nicht mehr vorhanden.
– Hunde können durch Trainingsfehler gelangweilt oder sehr schnell frustriert werden. Oft dann, wenn der Mensch seinem Hund nicht vermitteln kann was er von ihm möchte. Oder sie können eine Übung eigentlich nicht machen zB aus gesundheitlichen Gründen, werden aber mehr oder weniger dazu gezwungen bzw mit Hilfe von Leckerlis dazu ‚verführt‘. Früher oder später führt dies zur Erschöpfung.
– zu viel an Beschäftigung oder ein zu viel an Wiederholungen oder eine gleichbleibendes Training ohne Abwechslung, all das kann dazu führen, dass der Hund in chronischem Stress gerät
– mangelnder Schlaf und nicht ausreichende Ruhe.
Häufig findet der Hund keine Zeit mehr zur Ruhe zu kommen um das Geschehene zu verarbeiten. Hat er auch noch ein Angstproblem, verschlimmert sich das Ganze. Er wird überansprucht, ist chronisch übermüdet und/oder überdreht.
Wie aber erkennt man ob sein Hund im Burn-Out ist?
Bisher nimmt man an, dass das Krankheitsbild beim Hund ähnlich wie beim Menschen verläuft.
Zu Beginn der Krankheit sendet der Körper sogenannte Warnsignale wie Erschöpfungsphasen, verlangsamte Aktivität des Körpers, verminderte Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen, andauernde Müdigkeit, innere Unruhe und Nervosität aus. Die Leistungskurve des Hundes sinkt plötzlich und vor allem auffällig schnell.
Wie beim Menschen sind die Anzeichen für Burn-out vielseitig und unterschiedlich. Die Symptome des Ausbrennens zeigen sich über emotionale, verhaltensbezogene und körperliche Perspektiven wie Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Gelenkschmerzen, Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Hautprobleme, Blasenprobleme und Nahrungsmittelunverträglichkeit
Die Steigerung und anhaltende Dauer dieser Symptome verursachen letztlich den Höhepunkt, den sogenannten Burn-out.
Weitere Anzeichen können sein:
– Desinteresse am Training
– sehr schnelles Abgelenktsein beim Üben
– ständiges und exzessives Lecken, dass in vielen Fällen zu Wunden am ganzen Körper führt
– Appetitverlust oder übersteigerter Appetit
– Dauerschlaf
– keine Lust auf Spaziergänge
– keine Lust auf Spiel
– aggressive Reaktion auf Artgenossen
Hinzu kommt eventuell noch der Mensch als weiterer stressauslösender Faktor. Zum einen natürlich durch die Stimmungsübertragung, wenn der Mensch selber gestresst ist.
Häufig erwartet der Mensch von seinem Hund eine bestimmte Leistung. Eine Leistung die sich am besten noch bei jeder Trainingseinheit steigern soll. Kann der Hund diese nicht zeigen, baut der Mensch noch mehr Druck im Training auf, wodurch aber der Stresslevel des Hundes nur noch ansteigt. Schnell gerät man so in eine Stress-Druck-Spirale. Hier sollte sich der Mensch hinterfragen, wieso er bei seinem Hund diesen übermäßigen Leistungsdruck und/oder ein immer Mehr fordert.
Gibt es Hunde die besonders von Burn-Out betroffen sein können? Ja. Vor allem Hunde aus Leistungs- und Arbeitslinien. Hier gibt es leider noch immer die Ansicht, dass diese Hunde eine extreme Auslastung brauchen. Und dann natürlich noch Hunde aus dem Tierschutz die sich auf einmal mit tausend verschiedenen Reizen auseinandersetzen müssen.
Zeigt der Hund bereits Anzeichen von chronischem Stress, sollte man sich mit den möglichen Ursachen für seine Verhaltensstörungen auseinandersetzen, um herauszufinden, wie er besser mit seiner Umwelt klarkommen kann. Man sollte seine eigenen Ansprüche und Erwartungen an den Hund hinterfragen.
Man sollte für seinem Hund hündische Tage fest einbauen. Dies sind Tag an denen er nichts machen muss. Wenn er beim Gassi 20 Minuten an einem Grashalm schnuppert, dann lässt man ihn. Wenn er mal nicht Gassi gehen möchte ebenfalls. Man kann dem Hund mehr Entscheidungsfreiheit einräumen. Man kann auch wunderbar gemeinsam ein gechilltes Gassi machen. Wie so etwas geht zeige ich Euch gerne bei meinem Entspannungsspaziergängen.
Gestaltet euer Training abwechslungsreich, immer so, dass euer Hund ein Erfolgserlebnis hat. Trainiert besser in kürzeren Einheiten. Und respektiert es, wenn euer Hund keine Lust auf Übungen hat.
Einen Hund erst wieder aus einem burn out zu holen ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit. Deshalb sorgt lieber vor.
von Yannick Haller | Okt. 15, 2024 | Allgemein, Leben mit Hund

..im Alltag sind vor allem für ängstliche und unsichere Hunde wichtig. Aber auch für Hunde die gerade als neues Familienmitglied Einzug gehalten haben.
Rituale unterstützen den Hund und den Menschen im Alltag und bei besonderen Ereignissen. Rituale sind wichtig für unser tägliches Leben.
Rituale und Routinen sind kommunikative Handlungen zwischen Mensch und Hund die durch Wiederholung entstehen. Sie unterstützen die Hunde beim Verstehen von Veränderungen. Sie folgen in ihrem Ablauf einer bestimmten Struktur.
Routinen sind dabei automatisierte Handlungen, die keine große Denkleistung erfordern. Wir denken nicht darüber nach, sie sind quasi fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Sie kehren immer wieder.
Rituale finden oft in Angrenzung zur Gewohnheit oder zur Alltagsroutine statt und beinhalten ein für das Individuum sinnhaftes Handeln. Es sind bewusste Entscheidungen für wiederkehrende Handlungsabläufe die Hund und Mensch gut tun. Sie verfolgen immer einen bestimmten Zweck.
Sinnvoll sind Routinen und Rituale dort wo sich eine wiederholende Struktur im Zusammenleben mit dem Hund findet:
– Handlungen werden Hinweise auf das Folgende
– wiederkehrende Strukturen machen den Alltag übersichtlicher
– das Verhalten des Menschen wird durch sich wiederkehrende Abläufe für den Hund vorhersehbar
– Rituale und Routinen geben Sicherheit
Rituale brauchen Zeit sich zu etablieren. Sie sollten immer wieder hinterfragt werden, ob sie ihren Zweck noch erfüllen. Vorsicht: das Aussetzen eines festen Rituals kann jedoch dem Hund Erwartungssicherheit nehmen und zu Frustration und Unsicherheit führen.
Hier nun ein paar Beispiele für Rituale und Routinen:
– Gassi oder nicht. Ziehen wir uns eine bestimmte Kleidung an, weiß unser Hund ob er nun alleine zu Hause bleiben muss oder ob es auf einen gemeinsamen Spaziergang geht. Das ganze ist meist noch gepaart mit einer bestimmten Uhrzeit. Dies ist eine Routine. Aus dieser Routine kann man jedoch schnell ein Ritual machen.
So ist unser Hund oftmals aufgeregt wenn er weiß, es geht zum Gassi, zur Hundeschule etc. Um ihn etwas von dieser Aufregung zu nehmen kann man zum Beispiel rund um die Haustüre das Sitzen verstärken indem der Hund jedesmal wenn er sitzt eine Leckerchen bekommt.
Oder es gibt ein paar isometrische Übungen bevor es losgeht. Oder ein kleines Suchspiel.
– Einschlafen. Ruhe ist angesagt wenn wir schlafen gehen möchten. Auch für den Hund. Routine wäre hier: Licht aus und ein allgemeines gute Nacht. Als Ritual kann man hier eine Runde Kuscheln einbauen. Leicht lässt sich auch ein Schlafduft konditionieren.
– Training und Freizeit. Vor allem für sehr aktive Hunde ist es schwierig wieder aus dem Trainingsmodus zu kommen.
Um für den Hund Training vom normalen Leben unterscheidbar zu machen, kann man jede Trainingseinheit mit einem bestimmten Wort beginnen. Ebenso beendet man die Übungeseinheit mit einem bestimmten Wort vielleicht gepaart mit einer Runde Leckerchensuche. Einen andere Möglichkeit ist, dass man das Training immer mit der gleichen Übung starten und beenden
– Beim Gassi. Der Hund hat an Stelle x seines Gassiweges Wild gesichtet. Jedes Mal wenn er nun an diese Stelle kommt, steigt seine Aufregung. An solchen Orten die viel mit Aufregung zu tun haben, kann man den Hund immer die gleiche Übung machen lassen. Am besten wählt man hierzu eine Übung die er gerne ausführt und auch gut kann. Entspannungsübunge eignen sich ebenso. So wird der Ort immer weniger mit Aufregung, dafür immer mehr mit einer bestimmten Übung und/oder Entspannung verbunden.
Gut etablierte Routinen ermöglichen so. dass Mensch und Hund im Flow durch den Tag gehen ohne immer wieder neue Entscheidungen zu treffen.
Sie geben unseren Hunden Fixpunkte und schaffen Sicherheit. So ist es gerade für Hunde die unsicher oder ängstlich sind, im Alltag sehr hilfreich, auf einfache kleine Rituale zurückgreifen zu können. Vorzugsweise auf solche, die mit positiven Gefühlen gekoppelt sind. Also Rituale, die sehr oft und unter erfreulichen Bedingungen stattgefunden haben.
Routinen gewinnen immer mehr an Bedeutung, je öfters diese wiederholt werden, während Rituale wie ein gutes Buch sind: man holt sich einfach das, was man je nach Stimmung und Lebenslage braucht, aus einer Vielzahl an verschiedenen Büchern hervor.
Wertschätze deine Rituale und Routinen, respektieren sie, aber ändern sie auch , wenn sie dir nicht mehr dabei helfen, dein Ziel zu erreichen.
von Yannick Haller | Sep. 24, 2024 | Hunde Info

Hat Dein Hund Angst, braucht er Deine Hilfe und Dein Verständnis. Was er definitiv nicht braucht sind veraltete Trainingsmethoden und Meinungen.
Dazu gehört das sogenannte Flooding. Das heisst eine plötzliche Konfrontation mit dem übermässigen (entweder zeitlich oder mengenmässig) angstauslösenden Reiz.
Einen Hund, der sich vor gelben Abfalltonnen fürchtet, an einer gelben Abfalltonne anzubinden und ihn dort zwei Stunden alleine zu lassen, wie dies von manchen Verhaltenstherapeuten praktiziert wird, führt nicht nur zu einer völligen Übersteuerung der betreffenden Reaktion, sondern möglicherweise auch zu schweren gesundheitlichen Schäden (Herzkreislaufkollaps) und zu einer völligen Zerstörung der Mensch-Hund-Beziehung, wenn der Halter seinen Hund einer solchen schrecklichen Situation scheinbar tatenlos ausliefert.
Einen Hund der Angst vor anderen Hunden hat regelmäßig in ein Gebiet zu bringen, wo viele andere Hunde sind und ich dann einfach ‚machen‘ lassen führt
vielleicht auf den ersten Blick zu einer scheinbaren Verbesserung des Verhaltens. Auf den zweiten Blick jedoch zu einer Verschlechterung. Und seine Angst vor den Artgenossen wird er so auch nicht besser. Eher im Gegenteil.
Dazu gehört auch die Meinung, dass man durch bestimmte Verhaltensweisen zB dem Hund zur Beruhigung auf den Arm nehmen die Angst nur noch verstärkt. Angst kann man nicht verstärken. Die Reaktion darauf schon, im Positiven wie im Negativen.
Leider sind schnelle Erfolge und Hundetrainer die dies versprechen immer noch populär. Auch wenn diese ‚Erfolge‘ auf Kosten der Gesundheit und des Wohlbefindens der angeblich therapierten Hunde geht.
Eine langsame Steigerung der Reizintensität jeweils knapp unter der auslösenden Schwelle für die Angstreaktion ist hier die wesentlich bessere Therapie.
So schwierig und langwierig dies erscheinen mag, ist es doch noch einfacher als der Umgang mit Angst.
Die Angststörung, insbesondere dann, wenn sie bereits zur generalisierten Angststörung geworden ist, wenn also die Angst vor der Angst schlimmer ist als die Angst vor der gefühlten tatsächlichen Bedrohung, kann nicht durch gezielte Konfrontation aufgefangen werden.
Die beiden hauptsächlich beteiligten Hormonsysteme, das Stresssystem des Cortisols und das Bindungssystem des Oxytocins reagieren, zeitlich gesehen, unterschiedlich. Und das kann man sich zu nutze machen. Das Oxytocin wird bereits in wenigen Sekunden bis Minuten ausgeschüttet. Das Cortisol gelangt erst in einem Zeitraum zwischen 5 bis 20 Minuten an sein Ziel, den Rezeptoren, an.
Durch geschicktes Entspannungstraining und/oder entsprechende Interaktion mit dem Hund lässt sich die Ocytocinausschüttung ankurbeln.
Befindet sich dieses Hormon nun vor der stressauslösenden Situation, und somit vor dem Cortisol, im Blutkreislauf und an den Rezeptoren kann es auf physiologischer Ebenedafür sorgen, dass Stress, bzw. die Folgen von Stress reduziert werden können und der Hund sich entspannter fühlt.
Und so kannst du deinem Hund helfen mehr Ocxytocin auszuschütten:
a) Sozialkontakte
Die Steigerung der Ausschüttung des sogenannten Bindungshormons Oxytocin durch Sozialkontakte jeglicher Art hat eine wichtige Funktion in
der Vermeidung einer übermässigen Stresshormonreaktion.
Wenn der Hund und der Mensch einander durch Blickkontakte, spielerische Gemeinsamkeiten und andere Formen positiver, sozialer Interaktion unterstützen, führt dies zu einer Erhöhung des Oxytocinspiegels. Und das hält nicht nur den Menschen (und den Hund) gesund, sondern kann auch den Hund vorbeugend bei der Konfrontation mit einem möglichen Stressor stabilisieren.
b) Positive Alternativreize
Es ist möglich, eine beginnende Angst beim Hund durch das Angebot von positiv belegten Reizen zu entschärfen. Man kann durch gezielte Darbietung von Futterbelohnungen oder anderen positiven Erfahrungen (zB kleine Spieleinheiten) eine Abschwächung seiner Angstreaktion zu ermöglichen
Weitere Möglichkeiten deinem Hund zu helfen mit der Angst besser fertig zu werden:
c) Selbstbewusstsein stärken
Als Maßnahme der allgemeinen Persönlichkeitsstabilisierung.
Geeignet hierzu sind Auslastungs- und Beschäftigungmöglichkeiten die Erfolgserlebnisse verschaffen. Viele Hunde reagieren sehr positiv auf konzentrierte
Nasenarbeit, etwa Mantrailing. Hier können sie zeigen was sie leisten können und steigern so ihr Selbstbewusstsein.
d) Führungskompetenz des Menschen
Der Mensch als wichtigster Sozialpartner seines Hundes muss Souveränität ausstrahlen, um dem Hund zu vermitteln, dass auch in einer möglicherweise gefährlichen Situation jemand da ist, der diese für ihn regelt. Gerade im Zusammenhang mit Angstaggression an der Leine oder in anderen beengten Situationen ist es die Aufgabe des Menschen, hier die notwendige Unterstützung zu liefern.
e) Vermeidung von Angstanfälligkeit
Gerade im Zeitraum der ersten drei Monate sowie in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres liegt die sensible Phase für die Präsentation von Umweltreizen, die dann später als neutral, unbedeutend oder sogar positiv empfunden werden sollen.
Neben dieser Gewöhnung an möglichst viele, dann später mit «cooler Gelassenheit» ertragene Umweltreize ist gerade in diesem Zeitpunkt auch die allgemeine Stabilisierung von Persönlichkeit und Selbstsicherheit des Hundes sehr wichtig. Der Hund sollte in dieser Zeit erleben dass
– er viele Aufgaben durch eigenes Zutun lösen kann
– er viele Probleme durch selbst gefundene Lösungswege aus der Welt schafft
– er sich bei schwierigen bis unlösbaren Situationen jederzeit auf seinen Menschen verlassen kann,
So wird er viel seltener überfordert sein, wenn er dann als Erwachsener mit völlig neuen Aufgaben konfrontiert wird.
Kurz gesagt braucht es Zeit und Geduld. Es braucht eine für deinen Hund optimale Stimulation. Es braucht Vorhersagbarkeit, keine plötzlichen Konfrontationen. Es braucht Verhaltensoptionen für deinen Hund. Es braucht sehr viele Phasen der Entspannung und Erholung für deinen Hund. Es braucht ein Bewußtsein über seine eigenen Emotionen und sein eigenes Verhalten. Denn dieses kann deinen Hund entweder unterstützen oder das Angstverhalten noch bestärken.