Burn-out-..auch beim Hund
Unsere Hunde leben mit uns. Sie leben mit uns in einer immer hektischer werdenden Welt. In einer Welt wo man auf der Suche nach Anerkennug ist. Die einen finden diese über möglichst viele likes, die anderen darüber, was ihr Hund denn so alles kann und macht. So ist das Beschäftigungsprogramm der Hunde häufig eine 24h Stunden rund-um Action Versorgung.
Der Mensch bestimmt, der Hund macht. Aber ob es ihm überhaupt Spaß macht, da wird er nicht gefragt.
Nun ist das burn-out-Syndrom also auch bei unseren Hunden angekommen. Wenn wunderst?
Von was sprechen wir? Nun, das sogenannte burn-out Syndrom ist beim Menschen als Krankheit anerkannt. Betroffene fühlen sich psychisch wie physisch chronisch erschöpft. Sie verlieren an Einfühlungsvermögen und Leistungsfähigkeit. Häufig fehlt es an Energie und an Motivation überhaupt etwas zu unternehmen.
Und beim Hund? Leider ja bzw zumindest so ähnlich.
Hunde sind Lebewesen, keine Roboter. Sie können im Training aus verschiedenen Gründen in den burn out geraten:
– durch die Verwendung von aversiven Trainingsmethoden. Solche Hunde geraten regelrecht in eine Angstspirale, eine falsche Bewegung oder Entscheidung zu treffen. Sie befinden sich im Dauerstress. Ihre Motivation zu trainieren ist eigentlich nicht mehr vorhanden.
– Hunde können durch Trainingsfehler gelangweilt oder sehr schnell frustriert werden. Oft dann, wenn der Mensch seinem Hund nicht vermitteln kann was er von ihm möchte. Oder sie können eine Übung eigentlich nicht machen zB aus gesundheitlichen Gründen, werden aber mehr oder weniger dazu gezwungen bzw mit Hilfe von Leckerlis dazu ‚verführt‘. Früher oder später führt dies zur Erschöpfung.
– zu viel an Beschäftigung oder ein zu viel an Wiederholungen oder eine gleichbleibendes Training ohne Abwechslung, all das kann dazu führen, dass der Hund in chronischem Stress gerät
– mangelnder Schlaf und nicht ausreichende Ruhe.
Häufig findet der Hund keine Zeit mehr zur Ruhe zu kommen um das Geschehene zu verarbeiten. Hat er auch noch ein Angstproblem, verschlimmert sich das Ganze. Er wird überansprucht, ist chronisch übermüdet und/oder überdreht.
Wie aber erkennt man ob sein Hund im Burn-Out ist?
Bisher nimmt man an, dass das Krankheitsbild beim Hund ähnlich wie beim Menschen verläuft.
Zu Beginn der Krankheit sendet der Körper sogenannte Warnsignale wie Erschöpfungsphasen, verlangsamte Aktivität des Körpers, verminderte Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen, andauernde Müdigkeit, innere Unruhe und Nervosität aus. Die Leistungskurve des Hundes sinkt plötzlich und vor allem auffällig schnell.
Wie beim Menschen sind die Anzeichen für Burn-out vielseitig und unterschiedlich. Die Symptome des Ausbrennens zeigen sich über emotionale, verhaltensbezogene und körperliche Perspektiven wie Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Gelenkschmerzen, Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Hautprobleme, Blasenprobleme und Nahrungsmittelunverträglichkeit
Die Steigerung und anhaltende Dauer dieser Symptome verursachen letztlich den Höhepunkt, den sogenannten Burn-out.
Weitere Anzeichen können sein:
– Desinteresse am Training
– sehr schnelles Abgelenktsein beim Üben
– ständiges und exzessives Lecken, dass in vielen Fällen zu Wunden am ganzen Körper führt
– Appetitverlust oder übersteigerter Appetit
– Dauerschlaf
– keine Lust auf Spaziergänge
– keine Lust auf Spiel
– aggressive Reaktion auf Artgenossen
Hinzu kommt eventuell noch der Mensch als weiterer stressauslösender Faktor. Zum einen natürlich durch die Stimmungsübertragung, wenn der Mensch selber gestresst ist.
Häufig erwartet der Mensch von seinem Hund eine bestimmte Leistung. Eine Leistung die sich am besten noch bei jeder Trainingseinheit steigern soll. Kann der Hund diese nicht zeigen, baut der Mensch noch mehr Druck im Training auf, wodurch aber der Stresslevel des Hundes nur noch ansteigt. Schnell gerät man so in eine Stress-Druck-Spirale. Hier sollte sich der Mensch hinterfragen, wieso er bei seinem Hund diesen übermäßigen Leistungsdruck und/oder ein immer Mehr fordert.
Gibt es Hunde die besonders von Burn-Out betroffen sein können? Ja. Vor allem Hunde aus Leistungs- und Arbeitslinien. Hier gibt es leider noch immer die Ansicht, dass diese Hunde eine extreme Auslastung brauchen. Und dann natürlich noch Hunde aus dem Tierschutz die sich auf einmal mit tausend verschiedenen Reizen auseinandersetzen müssen.
Zeigt der Hund bereits Anzeichen von chronischem Stress, sollte man sich mit den möglichen Ursachen für seine Verhaltensstörungen auseinandersetzen, um herauszufinden, wie er besser mit seiner Umwelt klarkommen kann. Man sollte seine eigenen Ansprüche und Erwartungen an den Hund hinterfragen.
Man sollte für seinem Hund hündische Tage fest einbauen. Dies sind Tag an denen er nichts machen muss. Wenn er beim Gassi 20 Minuten an einem Grashalm schnuppert, dann lässt man ihn. Wenn er mal nicht Gassi gehen möchte ebenfalls. Man kann dem Hund mehr Entscheidungsfreiheit einräumen. Man kann auch wunderbar gemeinsam ein gechilltes Gassi machen. Wie so etwas geht zeige ich Euch gerne bei meinem Entspannungsspaziergängen.
Gestaltet euer Training abwechslungsreich, immer so, dass euer Hund ein Erfolgserlebnis hat. Trainiert besser in kürzeren Einheiten. Und respektiert es, wenn euer Hund keine Lust auf Übungen hat.
Einen Hund erst wieder aus einem burn out zu holen ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit. Deshalb sorgt lieber vor.